Einblicke in
MALEREI und
ZEICHNUNG
von Angelika
Landherr
Eröffnung am 28.Sept 2006
................Auszug
Die
Mannheimer Künstlerin stellt sehr selten aus und es ist mir ein
großes Anliegen Ihr
bedeutendes Werk Kunstsammlern und Betrachter näher zu bringen.
Jahrelang
hat sie mehr oder weniger versteckt in ihrem Atelier gearbeitet, fast
sicher
vor der „Nicht-Entdeckung“, jahrelang in die Unsicherheit getrieben
dennoch, dennoch
dass Sandhofener Standesamt künstlerisch ausgestattet, verborgen,
schüchtern,
und trotzdem immer wieder aufgefallen wie z.B. mit Art Now, in den
achtziger
Jahren oder mit der Gruppe „Materiaux Amassee“.
Ich habe Sie
besucht in Ihrem kalten Dachboden-Atelier und
geholt...hierher.... weil ich es gut finde, dass ihr
außergewöhnliches Werk die Öffentlichkeit findet. Antje
Maria Böttger hält unsere Zeit aus einer uns so
überhaupt nicht beliebten oder gängigen Perspektive fest .
Gerne verschließen wir hier unsere Augen..... Böttger zeigt
uns unter die Haut gehend, eine andere Welt in der wir parallel leben.
Ölbilder
auf Leinwand in feinster meisterlichen Technik gemalt, sowie
Zeichnungen in
Pastelltönen.
Böttgers Werk
zeichnet nicht das Interesse an die klare Darstellung von Schönem
oder
Hässlichem - oft Tugenden des künstlerischen Feingeistes!
Ihr Werk
zeichnet den schmalen Grat des Momentes bei dem Entscheidungen fallen
oder
gefallen sind. Die Frage ist hierbei: Wie viel Raum wird dem Urteil
schön und
angenehm – oder abstoßend und unangenehm zuteil?
Das Werk „Idyll“ möchte ich hier für uns betrachten. Eine
Idylle in Friede und Ruhe eingeschlossen erschließt sich hier
dem Betrachter, die seinesgleichen sucht und sich in einem Moment des
Schreckens auflöst. Schafe auf parkähnlicher
Wiesenlandschaft, Sommerhimmel mit
Schäfchenwolken – eine sehr friedliche, ja fast kitschige
Szenerie.
Unauffällige Markierungen einer Spurensicherung stören das
Idyll kaum……. Die
eigene Vorstellung verführt dazu aus diesem Idyll einen
hässlichen, ja grauenvollen
Ort zu machen.
Ganz
bewusst lenkt die Malerin von dem Moment des Erschreckens ab, einmal
durch die
Szenerie und zum anderen durch die im Bild bewusst gewählten
Maltechniken z. b.
die der Schäfchenwolken. Ebenso verhält es sich mit dem
gewählten Format der
„Trilogie“, auch eine ganz entscheidende Ablenkung vom Eigentlichen.
Dem
Betrachter ist es jedoch überlassen sich dem Schrecken hinzugeben
oder sich über
den „schwarzen Humor“ sprich versteckten Witz aus diesem Gefühl zu
befreien und
somit herauszufinden aus der Ohmacht des Erschreckens.
Flusslandschaft: Eine Landschaft
im Neckartal –
wunderschön – dennoch an dieser Stelle vom Selbstmörderberg
schauend und schaudernd. In
herbstlicher Abenddämmerung....der Standort mit Blick auf den
Fluss existiert und
ist, nicht weit weg von hier – in unserer Region – ein Ort sehr
trauriger
und Geschehnisse voller Leid.
Fallobst
Äpfel als
Stilllebenmotive. SEHR BELIEBT! Verrotten in diversen Stadien der
Fäulnis auf
dem Boden. immer noch beliebt? Man sieht es nicht gerne so genau …. den
Zerfall.
Fisch
Dunkler,
grüner See mit verrotteten Blättern ein seltsamer Fisch…..
Sturm
Zeitpunkt....nach
drückender Schwüle bringen die ersten Windböen
Erleichterung. Jedoch
die Gewalt, die Sturm und Gewitter entwickeln lassen, ist in ihrer
Größe nicht
absehbar.
Der Moment
der Entscheidung, der Raum der Entscheidung ist im Werk von Antje Maria
Böttger
nicht wirklich zu sehen, nicht unbedingt „real“, sondern das Werk zieht
den
Betrachter in diesen Prozess mit ein und überlässt ihm via
seinem „Kopf“ was
geschieht oder wie es geschieht. Der Bildbetrachter selbst entscheidet
wie weit
das Abstoßende in der Vorstellung gedeiht.
In Antje
Maria Böttgers Werk geht es um Dinge, die geschehen werden oder
geschehen sind,
die ihre Schatten weit zurück oder weit voraus werfen. Der
Betrachter kann
diese Schatten fühlen, muss sie jedoch nicht zwingend sehen, Oder
er sieht sie
ohne sie zu fühlen. /im Sept 2007
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